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Botschafter:in werden

Aktuell steht noch kein weiteres Klimaparlament auf dem Plan. Stay tuned! Wenn es wieder losgeht, läuft das Prozedere wie folgt:

Du möchtest mitmachen? Alles, was es braucht, ist die Bereitschaft, Dich in ein Wesen oder ein Ding oder ein natürliches Element einzufühlen und einen 3-Minuten-Appell (ca. 1 Din A4-Seite) aus dessen Perspektive zu schreiben (mit unserer Unterstützung – zum Herunterladen gibt es einen Beispielappell sowie die Dokumentation des Hamburger Klimaparlaments; zwei ausgewählte Appelle ÖPNV vs. Autos findest du gleich hier unten). Die Appelle werden dann im Herbst in den Frankfurter Gründungsversammlungen des Klimaparlaments vorgetragen und diskutiert.

Auf unserer (Un)Wesenliste kannst du nachschauen, für welche Wesen und Unwesen sich schon Botschafter:innen gemeldet haben. Zudem findest du hier jede Menge Ideen zur Inspiration! Und natürlich sind auch (Un)Wesen möglich, die noch nicht auf der Liste stehen.

Weitere Hilfestellungen beim Wesen-Finden und Appelle-Schreiben findest du in unserem Download-Bereich. Wenn du möchtest, kannst du dir auch schon den “Erfassungsbogen für Wesenheiten” herunterladen. Lass uns den Bogen ausgefüllt per E-Mail zukommen oder bring ihn in der Ständigen Vertretung vorbei – schon bist du dabei!

Wir sind in der Ständigen Vertretung oder unter botschafter@klimaparlament.org zu erreichen, um Fragen zum Projekt und zum Botschafter-Sein zu beantworten.

Wir freuen uns, von dir zu hören!


ÖPNV vs. Autos Hamburg

ÖPNV Hamburg: Björn Sobick (Busfahrer)

Werte unvollständige Vollversammlung der Wesen und Unwesen, ich spreche hier als Botschafter im Namen des ÖPNV in Hamburg. Meine Übersetzung kann nur unzulänglich sein. Stellen Sie sich bei meiner Rede daher immer mit vor, dass wir eigentlich so klingen: Rumms, Brumm, Platsch, Quietsch, Zisch, Pieps, „Achtung, Gangway wird bewegt“, „The use of a face mask covering your mouth and nose is … on buses, trains and at stops and stations.“ …

Ob Sie uns mögen oder nicht, Sie brauchen uns! Manchmal nerven wir durch Lärm, Verspätungen, den Platz, den wir brauchen. Aber ohne uns würde Hamburg nicht funktionieren! Selbst unsere vermeintlich größten Gegner, die Automobile, sind auf uns angewiesen. Wären wir nicht da, würden die SUVs doch gar nicht mehr aus ihrer Garage kommen! Wir gehören zu Hamburg, da sind wir ganz selbstbewusst. Man sieht uns auf vielen Fotos, im Fernsehen, in Filmen, wo wir die Stadt repräsentieren. Wer kennt nicht die „Bügeleisen“-Hafenfähren und die Hochbahnstrecke an den Landungsbrücken? Ja, wir sind viele, und wir werden mehr – ich sage nur Hamburg-Takt, U5-Neubau …

Dafür, dass wir immer für die Hamburger da sind, wird nicht immer nett mit uns umgegangen. Manchmal fühlen wir uns, als würde ziemlich auf uns herumgetrampelt, wir werden verschmutzt, beschmiert und beschädigt. Und das, obwohl wir doch allen hier gehören, öffentlich halt. Bei uns sind alle gleich, wir sind da zutiefst demokratisch. Zumindest bei den Menschen. Bei den Stadttauben klappt das nicht ganz so gut. Ob arm oder reich, alt oder jung, mit Fahrschein oder ohne, alle werden von uns befördert. Es ist ganz schön schwer, sich trotz der manchmal fehlenden Wertschätzung für die Menschen oder auch Kund:innen die Nacht um die Ohren zu schlagen oder mitten in dieser aufzustehen. Aber wir sind da!

Unser Beitrag zur Klimarettung ist doch klar. Mit uns gibt es eine wirkliche Alternative zur individuellen, hauptsächlich motorisierten Mobilität, die die Stadt erwürgt. Tja, liebe Automobile, euer Stündlein hat geschlagen! Die Liebe der Menschheit zu euch hat ihren Herbst erreicht! Wir wünschen uns deshalb, dass wir weiter massiv ausgebaut werden. Und wir empfehlen dringend, dass das nicht im Konflikt mit anderen zukunftsträchtigen Unwesen, zum Beispiel dem Fahrrad, geschieht. Damit das gelingt, reicht es nicht, dass Anreize zum Umstieg geschaffen werden, sondern es muss den Automobilen Raum genommen werden. Ein bisschen freundlicher Zwang, sonst macht die Menschheit da einfach nicht mit. Eine schön hohe City-Maut wäre beispielsweise eine Idee.

Um eine klimatisch gelingende und lebenswerte Zukunft für Hamburg zu erreichen, hoffen wir, die Elbe noch viel mehr ins Boot zu bekommen als bislang. Die hat zwar genug Probleme, und der Schierlings-Wasserfenchel hat sicher gern seine Ruhe – aber es geht ja nicht um immer riesigere Container-Pötte. Viel mehr Fähre, perspektivisch elektrisch oder mit Brennstoffzelle, wäre doch aber eine super Sache!

Die Städteplanung brauchen wir – nur wünschten wir, dass sie ihre lange Ehe mit dem Automobil scheiden und mehr mit uns flirten würde (denn glücklich ist sie darin schon lange nicht mehr)! Damit die Menschheit ein lebenswerteres Hamburg schaffen kann. Es wäre toll, wenn sie mitmachen würde – und gar nicht so sehr zu ihrem Glück gezwungen werden müsste.

Endstation, bitte alles austeigen!

Autos: Jörn Boll (Musiker & Grafiker)

Wir sind die Autos. Und warum auch nicht. Denn da fängt es doch schon an! Warum sollen wir nicht hier stehen und ach, in voller Inbrunst hupen: Wir sind die Au­tos und wir sind stolz darauf! Denn wir sind Schnelligkeit! Wir sind Bequemlichkeit! Oder wollt ihr im überfüllten und unzuverlässigen ÖPNV sitzen? Viren sammeln? Wie das da schon immer riecht! Wie überfüllt das ist! Oder wollt ihr auf dem Fahrrad im Regen frieren? Euch mit dem Fahrradhelm die Frisur ruinieren?

Nein, wollt ihr natürlich nicht. Wir haben so viel für euch getan, warum wird immer uns vorgeworfen, dass wir den Klimawandel antreiben würden? Dass wir die Städte mit Lärm und Abgasen vergiften? Dass wir Biotope zerschneiden? Auch der ÖPNV braucht Straßen und Schienen, Fahrräder brauchen Wege, jeder braucht sein Biotop. Und wir fühlen uns zu Hause in der Stadt und auf dem Land. Wir können überall sein und überall, wo wir sind, ist Sicherheit. Sicherheit in uns. Wir haben sogar unser eigenes Klima, da ist es uns doch egal, was für ein Klima wir draußen hinterlassen. Ob es nun ein heißes Klima ist oder ein Klima der Angst – in uns ist Ruhe, angenehme Kühle, es ist ein sicherer Ort für alle Lebewesen.

Mag sein, dass wir auf unserem Weg das eine oder andere überrollen. Aber das ist doch nicht unsere Schuld! Wer nicht rennt, wer nicht schnell genug ist oder vor­sichtig, der hat nun einmal keinen Platz in dieser Welt. Survival of the fittest. Anpassung ist alles. Und deswegen gehört die Welt weiter angepasst. An uns und unsere Bedürfnisse. Denn wir sind das Second Amendment der Deutschen und der halben Welt. Wir sind unabkömmlich für euer Fortkommen auf eurem Weg, heute und hier und auf eurem Weg ins Morgen. Denn wir können ja auch grün sein. Auch wenn wir meist schwarz oder grau sind, können wir auch grün sein! Alles eine Frage der Lackierung. Oder des Marketings. Wir sind ja längst nicht mehr nur Diesel, wir sind auch Hybrid oder fahren mit Strom. Wir fahren immer leiser und sauberer, das sollte doch auch gewürdigt werden, indem uns weiter der Platz zur Verfügung gestellt wird.